Die Leichtigkeit im Wasser
Vier Schauplätze, die verdeutlichen sollen, welche Aspekte das Schwimmen in sich vereint. „Schwimmen kann man als Spitzensport, als Schulsport, als Freizeitsport und als Sportart mit hohem gesundheitlichem und therapeutischem Wert sehen. Im Prinzip werden alle großen Gelenke von den entsprechenden Muskeln bewegt”, weiß Mag. Walter Dunkl vom Institut für Sportwissenschaften an der Universität Wien. Der große Vorteil des Schwimmens gegenüber anderen Sportarten an Land ist, dass im Wasser das Körpergewicht um ein Vielfaches geringer ist. Beispiel: Ein 80 Kilogramm schwerer Mann wiegt im Wasser mit einer Dichte von 1,1 nur mehr 7,3 Kilo! Bewegung wird dadurch zum Kinderspiel. Ist das Wasser auch noch warm, entsteht ein doppelter Effekt: Die Muskeln entspannen sich und die Schwimmbewegungen sorgen dafür, dass die Muskeln gekräftigt werden. Mag. Dunkl: „Nur bei Spitzensportlern und bei genauerem Hinsehen gibt es dann entsprechend der Schwimmlage eine sehr umfangreiche Arbeitsmuskulatur, die die Hauptarbeit leistet. Beim normalen Schwimmen werden die Hauptmuskel-Gruppen beansprucht.”
Schwimmen ist gesund
Wie gesund ist aber nun Schwimmen wirklich? „Spitzensport an sich ist nicht gesund. Im Vergleich zum Freizeitsport hat der aber auch eine andere Zielsetzung, also Höchstleistung zu bringen und den Körper aufs Äußerste zu belasten. Das führt nicht nur zu akuten Verletzungen, sondern auch zu Spätschäden. Man denke nur an Knieverletzungen, Bänderrisse usw. So gesehen ist Schwimmen als Spitzensport noch eine gesunde Sportart”, sagt Mag. Dunkl. „Das sogenannte „Hausfrauen-Schwimmen” – also Kopf über Wasser – belastet dagegen die Halswirbelsäule und kann zu einem Druck auf die Bandscheiben und Muskelspannungen führen. Bei vielen Schwimmern sinkt aber ohnehin das Becken ab, so dass der unnatürliche Winkel zwischen Halswirbelsäule und Brustwirbelsäule wieder ins Lot gerät. Am gesündesten wären also Schwimmarten, wo die Gelenksbewegungen entsprechend ihren anatomischen Voraussetzungen erfolgen.” Das heißt für das Kniegelenk beispielsweise Beugen und Strecken wie beim Kraul und Rückenkraul. Beim Brustschwimmen kommt es zu einer seitlichen Belastung des Knies, d.h. das innere Seitenband ist unter Zugbelastung, der äußere Meniskus unter Druckbelastung. Dunkl: „Das ist natürlich relativ zu sehen, denn im Vergleich zu Sportarten, wo man Bewegungen nicht voraussehen kann wie z.B. beim Squash, treten ganz andere Belastungen auf. Anatomisch gesehen sind Kraul und Rückenkraul die gesünderen Schwimmarten.”
Herzpatienten aufgepasst
Dass Schwimmen gesund ist und zur Vorbeugung von degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates dient, Muskeln kräftigt durch das Wechselspiel zwischen Anspannung und Erschlaffen, das glaubt auch Univ.-Prof. Dr. Johann Bröll, Leiter des Rheuma-Zentrums Wien-Oberlaa. Der Rheumatologe kennt aber auch die therapeutische Wirkung. „Durch die Verminderung des Körpergewichts werden Bewegungen leichter und das kommt bei der Unterwasser-Therapie zugute, denn Bewegungen unter Wasser sind weniger schmerzhaft.” Ob bei neurologischen Erkrankungen wie Querschnittlähmung, nach einem Schädel-Hirn-Trauma, bei Unfallpatienten, in der Orthopädie (künstl. Gelenke, Osteoporose), in der Kinderheilkunde oder bei internen Erkrankungen wie Rheuma, wird Schwimmen als Therapie angewendet. „In jedem Fall ist ein Physiotherapeut zu Rate zu ziehen, denn nicht jede Schwimmart ist geeignet. So kann Brustschwimmen z.B. bei Wirbelsäulenerkrankungen einen negativen Effekt auslösen”, so Dr. Bröll. Vorsicht ist unter anderem auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Anstrengungsasthma, Infektionskrankheiten und bestimmten Haut- und Ohrenerkrankungen angesagt. Dr. Bröll: „Wenn Sie nur ins Becken steigen, erhöht sich die Herz-Frequenz, wenn dann auch noch die Schwimmbewegung dazukommt, dann kann das bei Herzkranken und Hochdruckpatienten zu Problemen führen.” Damit das nicht passiert: Machen Sie es wie Laura. Früh übt sich, wer ein gesunder Schwimmer werden will.
Mag. Lisa Ahammer
September 2010